Kennst du das Gefühl, wenn dich eine wissenschaftliche Studie interessiert, aber du auf eine Paywall stößt? Oder wenn du dich fragst, warum wichtige Forschungsergebnisse oft jahrelang hinter verschlossenen Türen bleiben? Genau hier setzt Decentralized Science (DeSci) an – eine Bewegung, die gerade die wissenschaftliche Welt ordentlich durcheinanderwirbelt!
DeSci ist mehr als nur ein Buzzword. Es ist eine ganze Denkweise, die wissenschaftliche Prozesse grundlegend verändern will. Stell dir vor, Wissenschaft würde nicht mehr von einzelnen Institutionen, Verlagen oder Geldgebern kontrolliert, sondern von einer vernetzten Community vorangetrieben.
Das ist der Kern der Decentralized Science.
Inhalt
Was ist Decentralized Science (DeSci)? – Eine Einführung
Im Grunde nutzt DeSci die gleichen Blockchain-Technologien, die wir von Kryptowährungen kennen, wendet sie aber auf wissenschaftliche Forschung an. Das Ziel? Eine offenere, transparentere und gemeinschaftlichere Wissenschaftslandschaft zu schaffen.
Diese Bewegung entstand nicht im luftleeren Raum. Jahrzehntelang haben sich Probleme im traditionellen Wissenschaftssystem angestaut: Zugangsbarrieren, intransparente Finanzierung, langsame Veröffentlichungsprozesse und die zunehmende Kommerzialisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse haben den Boden für DeSci bereitet.
Die Grundprinzipien von DeSci lassen sich in wenigen Punkten zusammenfassen:
- Offenheit statt Geheimhaltung
- Gemeinschaftliche Finanzierung statt Abhängigkeit von einzelnen Geldgebern
- Transparente Forschungsprozesse statt Blackbox-Wissenschaft
- Direkte Belohnung von Forschern statt Gewinnabschöpfung durch Mittler
- Globale Zusammenarbeit statt isolierter Forschungssilos
Wer jetzt denkt, das sei alles nur utopisches Wunschdenken, liegt falsch. DeSci nimmt bereits konkrete Formen an und verändert, wie Wissenschaftler zusammenarbeiten, Forschung finanzieren und Ergebnisse teilen.
Die Probleme der traditionellen wissenschaftlichen Landschaft
Bevor wir tiefer in die dezentrale Wissenschaft eintauchen, sollten wir verstehen, warum sie überhaupt notwendig ist. Das etablierte Wissenschaftssystem hat uns zwar viel gebracht, kämpft aber mit massiven Problemen.
Hast du schon mal versucht, eine wissenschaftliche Studie zu lesen, nur um dann festzustellen, dass du 30-50 Euro bezahlen sollst, um den vollständigen Text zu sehen? Das ist kein Zufall, sondern ein Geschäftsmodell. Die größten wissenschaftlichen Verlage erzielen Gewinnmargen, von denen andere Branchen nur träumen können – teilweise über 30%. Und das für Inhalte, die sie nicht selbst erstellen und deren Qualitätssicherung größtenteils von unbezahlten Gutachtern durchgeführt wird.
Die Finanzierung der Wissenschaft ist ein weiteres Minenfeld. Als Forscher verbringst du oft mehr Zeit damit, Anträge zu schreiben als tatsächlich zu forschen. Die Bewilligungsraten liegen bei vielen Förderagenturen unter 20%. Und wehe, dein Forschungsansatz ist zu unkonventionell oder verspricht keinen kurzfristigen Nutzen – dann wird’s richtig schwer, Geld aufzutreiben.
Ein weiteres Problem ist der Peer-Review-Prozess. Eigentlich eine gute Idee: Experten prüfen neue Forschungsergebnisse auf Herz und Nieren. In der Praxis bedeutet das aber monatelange Wartereien, Insider-Netzwerke und manchmal sogar Interessenkonflikte. Und während du wartest, könnte deine bahnbrechende Entdeckung bereits veraltet sein.
Die Reproduzierbarkeitskrise macht die Sache nicht besser. Studien zeigen, dass unglaublich viele der wissenschaftlichen Ergebnisse in bestimmten Feldern nicht reproduzierbar sind. Das ist nicht nur frustrierend, sondern verschwendet auch wertvolle Ressourcen und verzögert echte Fortschritte.
Auch der Umgang mit Daten ist problematisch. Oft bleiben wertvolle Forschungsdaten in Laborcomputern versteckt, anstatt sie mit der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu teilen. Das führt zu Doppelarbeit und verhindert, dass andere auf deinen Erkenntnissen aufbauen können.
All diese Probleme zusammen haben zu einer paradoxen Situation geführt: Noch nie gab es so viele Wissenschaftler und so viel Forschungsförderung, aber die Rate bahnbrechender Entdeckungen sinkt seit Jahrzehnten. Wir investieren mehr, bekommen aber weniger zurück.
Technologische Grundlagen von DeSci
Aber wie genau kann Decentralized Science diese Probleme lösen? Die Antwort liegt in einem Set von Technologien, die ursprünglich für Kryptowährungen und dezentrale Finanzen entwickelt wurden, nun aber die wissenschaftliche Welt umkrempeln könnten.
Der Herzschlag von DeSci ist die Blockchain-Technologie. Stell dir die Blockchain als ein digitales Hauptbuch vor, das nicht von einer einzelnen Institution kontrolliert wird, sondern von tausenden vernetzten Computern. Das macht es praktisch unmöglich, Informationen nachträglich zu manipulieren – einmal eingetragen, bleiben sie für immer sichtbar.
Für die Wissenschaft bedeutet das: Wenn du ein Experiment durchführst und die Methodik sowie die Daten auf einer Blockchain registrierst, kann niemand später behaupten, du hättest deine Ergebnisse gefälscht oder verändert. Die Unveränderlichkeit schafft Vertrauen ohne zentrale Autorität.
Smart Contracts sind ein weiterer Game-Changer. Das sind selbstausführende Verträge, deren Bedingungen direkt in Code geschrieben sind. In der Wissenschaft könnten sie zum Beispiel automatisch Forschungsgelder freigeben, wenn bestimmte Meilensteine erreicht werden – ohne dass ein Ausschuss darüber abstimmen muss.
Ein praktisches Beispiel: Ein Smart Contract könnte festlegen, dass 10.000 Euro an ein Forschungsteam ausgezahlt werden, sobald ihre Studie von mindestens fünf qualifizierten Gutachtern positiv bewertet wurde. Der ganze Prozess läuft transparent und automatisch ab.
Die Tokenisierung bringt eine weitere spannende Dimension ins Spiel. Dabei werden digitale Assets geschaffen, die wissenschaftliche Beiträge oder geistiges Eigentum repräsentieren. Das klingt kompliziert, ist aber eigentlich ziemlich clever.
Nehmen wir an, du entdeckst ein vielversprechendes Molekül für die Krebstherapie. Anstatt jahrelang auf Fördergelder zu warten oder deine Entdeckung an ein Pharmaunternehmen zu verkaufen, könntest du einen Token ausgeben, der Anteile an den potenziellen zukünftigen Einnahmen darstellt. Investoren könnten diese Tokens kaufen und so deine Forschung finanzieren, während du die Kontrolle behältst.
Für die Speicherung großer Datensätze – denk an genomische Daten oder Klimamodelle – kommen dezentrale Speicherlösungen wie IPFS (InterPlanetary File System) zum Einsatz. Anders als bei zentralen Servern werden die Daten hier auf viele Computer verteilt, was sie widerstandsfähiger gegen Ausfälle und Zensur macht.
Diese Technologien fließen in Web3-Tools zusammen, die speziell für wissenschaftliche Zusammenarbeit entwickelt werden. Statt isoliert in geschlossenen Laboren zu arbeiten, können Forscher aus der ganzen Welt in Echtzeit zusammenarbeiten, Daten austauschen und gemeinsam Probleme lösen – alles dokumentiert auf der Blockchain.
Die Kombination dieser Technologien schafft ein neues Ökosystem für wissenschaftliche Forschung, das offener, transparenter und widerstandsfähiger ist als das traditionelle System.
Anwendungsfälle für Decentralized Science / DeSci in der Praxis
DeSci-Plattformen und Projekte revolutionieren die Forschungslandschaft
Genug Theorie! Schauen wir uns an, wie Decentralized Science bereits heute die Wissenschaftswelt verändert. Eine Reihe von Pionier-Projekten zeigt, dass DeSci mehr ist als nur ein schönes Konzept.
VitaDAO hat sich der Langlebigkeitsforschung verschrieben – einem Bereich, der von traditionellen Geldgebern oft übersehen wird. Als dezentrale autonome Organisation (DAO) sammelt VitaDAO Gelder für Alterungsforschung und IP-Entwicklung. Das Besondere: Jeder kann sich beteiligen, von einzelnen Bürgern bis hin zu institutionellen Investoren. Mit mehreren Millionen Dollar Finanzierung haben sie bereits innovative Forschungsprojekte ermöglicht, die sonst vielleicht nie aus der Schublade gekommen wären.
ResearchHub verfolgt einen anderen Ansatz. Diese Plattform, manchmal auch als “GitHub für Wissenschaft” bezeichnet, belohnt Forscher direkt für ihre Beiträge zur wissenschaftlichen Community. Wenn du eine Studie teilst, einen hilfreichen Kommentar abgibst oder bei der Peer-Review hilfst, erhältst du ResearchCoin-Tokens als Belohnung. Diese Tokens haben nicht nur symbolischen Wert, sondern können potenziell in echtes Geld umgewandelt werden.
Molecule geht noch einen Schritt weiter und tokenisiert geistiges Eigentum in der biopharmazeutischen Forschung. Das ermöglicht es Forschern, Finanzierung für ihre Projekte zu erhalten, ohne die Kontrolle über ihre Entdeckungen abzugeben.
Die Open-Source-Forschung erhält durch DeSci ebenfalls Auftrieb. DeSci Labs hat eine Plattform entwickelt, auf der Forscher ihre Ergebnisse sofort veröffentlichen können, ohne den langwierigen traditionellen Publikationsprozess durchlaufen zu müssen. Das beschleunigt nicht nur die Wissensverbreitung, sondern ermöglicht auch transparentes Feedback in Echtzeit.
Community-basierte Finanzierungsmodelle sind ein weiterer spannender Aspekt. Ein Beispiel ist CureDAO, wo Patienten, Forscher und Investoren gemeinsam entscheiden können, welche Gesundheitsprojekte finanziert werden sollen. Das demokratisiert die Forschungsagenda, die sonst oft von kommerziellen Interessen dominiert wird.
Dezentrale Datenbanken für Forschungsergebnisse wie Ocean Protocol ermöglichen es, wertvolle Datensätze sicher zu teilen und gleichzeitig die Privatsphäre zu wahren. So können beispielsweise medizinische Daten für die Forschung nutzbar gemacht werden, ohne dass individuelle Patientendaten gefährdet sind.
Tokenisierte Wissenschaft und neue Finanzierungsmodelle
Die Tokenisierung wissenschaftlicher Arbeiten eröffnet völlig neue Finanzierungswege. Wissenschafts-NFTs sind dabei besonders innovativ. Stell dir vor, du könntest einen Anteil an einer wissenschaftlichen Entdeckung besitzen, ähnlich wie ein Kunstsammler ein wertvolles Gemälde besitzt.
Science Funding DAOs wie ScienceDAO oder LabDAO verändern, wie Forschungsgelder verteilt werden. Anstatt dass ein kleiner Kreis von Gutachtern über Millionenbudgets entscheidet, stimmt hier eine ganze Community darüber ab, welche Projekte unterstützt werden sollen. Das macht den Prozess nicht nur demokratischer, sondern oft auch schneller.
Besonders spannend sind die Mikro-Finanzierungsmodelle. Über Plattformen wie Gitcoin Grants können auch kleine Beiträge von vielen Unterstützern durch quadratisches Funding verstärkt werden – ein mathematisches Modell, das besonders breit unterstützte Projekte bevorzugt. So könnte ein Projekt mit 1.000 Kleinspendern am Ende mehr Förderung erhalten als eines mit wenigen Großspendern.
Was den Peer-Review-Prozess betrifft, schaffen DeSci-Plattformen neue Anreize für qualitativ hochwertige Gutachten.
Ein Beispiel aus der Praxis: Als die COVID-19-Pandemie ausbrach, nutzte eine Gruppe von Virologen DeSci-Tools, um innerhalb weniger Wochen ein kollaboratives Forschungsprojekt zu starten, Daten auszutauschen und Ergebnisse zu veröffentlichen – viel schneller, als es im traditionellen System möglich gewesen wäre.
Schau dir hier DeSci Token an: https://www.coingecko.com/de/categories/decentralized-science-desci
Vorteile der dezentralen Wissenschaft für verschiedene Stakeholder
Die dezentrale Wissenschaftsbewegung bringt nicht nur abstrakte Verbesserungen, sondern konkrete Vorteile für alle Beteiligten. Schauen wir uns an, wer davon profitiert und wie.
Für Wissenschaftler wie dich und mich ist DeSci ein echter Game-Changer. Statt endlose Förderanträge zu schreiben, könntest du deine Arbeit direkt der Community präsentieren und Finanzierung erhalten. Die Abhängigkeit von Institutionen und deren politischen Agenden nimmt ab. Ein Neurowissenschaftler aus Brasilien kann plötzlich mit den gleichen Mitteln forschen wie eine Kollegin in Harvard – wenn die Community von seiner Arbeit überzeugt ist.
Für die Öffentlichkeit bedeutet DeSci einen demokratischeren Zugang zu wissenschaftlichem Wissen. Keine Paywalls mehr, keine verschlossenen Elfenbeintürme. Wenn du wissen willst, was die neuesten Erkenntnisse zur Behandlung von Diabetes sind oder wie sich der Klimawandel auf deine Region auswirkt, kannst du direkt auf die Forschungsergebnisse zugreifen – ohne Umwege über sensationsheischende Medienberichte.
Investoren entdecken in DeSci eine völlig neue Anlageklasse. Anstatt blind in Biotech-Aktien zu investieren, können sie gezielt in spezifische Forschungsprojekte investieren, deren Fortschritt sie in Echtzeit verfolgen können. Die Transparenz der Blockchain macht es möglich, den tatsächlichen Fortschritt eines Projekts zu überprüfen, bevor weitere Mittel fließen.
Für Patienten und Endverbraucher könnte DeSci lebensrettend sein. Nehmen wir als Beispiel seltene Krankheiten: Im traditionellen System werden sie oft vernachlässigt, weil der kommerzielle Anreiz fehlt. In der dezentralen Wissenschaft können Patientengruppen selbst Forschungsinitiativen starten und finanzieren.
Die globale Wissenschaftsgemeinschaft profitiert vielleicht am meisten. DeSci durchbricht geografische, institutionelle und disziplinäre Grenzen. Ein Physiker aus Kenia kann problemlos mit einer Biologin aus Kanada und einem Datenwissenschaftler aus Korea zusammenarbeiten – ohne bürokratische Hürden oder komplizierte Kooperationsverträge.
Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig solche grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist. Während des Ausbruchs entstanden spontan offene Forschungsgruppen, die Daten teilten und gemeinsam an Lösungen arbeiteten. Mit DeSci-Tools hätte dieser Prozess noch schneller und effizienter ablaufen können.
Herausforderungen und Kritik an DeSci
Bei all dem Enthusiasmus sollten wir aber auch ehrlich sein: Der Weg zur dezentralen Wissenschaft ist mit Herausforderungen gepflastert. Nicht alles ist rosig, und das sollten wir offen ansprechen.
Die technologischen Hürden sind real. Hand aufs Herz: Wie viele Wissenschaftler kennst du, die sich mit Blockchain, Smart Contracts oder Tokenomics auskennen? Die meisten von uns haben in Statistik und Methodenlehre geschwitzt, nicht in Kryptographie. Die Lernkurve ist steil, und das könnte viele abschrecken.
Die regulatorischen Fragen sind noch komplizierter. Wie passt dezentrale Wissenschaft in bestehende Forschungsförderungsstrukturen? Welche steuerlichen Implikationen hat es, wenn Wissenschaftler Token für ihre Arbeit erhalten? Und was passiert mit Patenten und geistigem Eigentum in einer tokenisierten Welt?
In einigen Ländern arbeiten Behörden bereits an Regelungen für DeSci-Aktivitäten, aber wir stehen noch ganz am Anfang. Die rechtliche Unsicherheit könnte viele Institutionen davon abhalten, sich voll auf DeSci einzulassen.
Ohne die traditionellen “Gatekeeper” wie renommierte Journals stellt sich auch die Frage der Qualitätssicherung. Wie stellen wir sicher, dass dezentral veröffentlichte Forschung den wissenschaftlichen Standards entspricht? Die Community-basierte Bewertung klingt gut, aber wir wissen aus sozialen Medien, wie anfällig solche Systeme für Verzerrungen und Manipulationen sein können.
Ein kritischer Punkt ist die Nachhaltigkeit der Finanzierungsmodelle. Viele DeSci-Projekte werden derzeit durch den Hype um Web3 und Kryptowährungen befeuert. Was passiert, wenn dieser Hype nachlässt? Werden die Token, die heute wissenschaftliche Arbeiten finanzieren, morgen noch wertvoll sein?
Es gibt auch berechtigte Kritik an der Tokenisierung wissenschaftlicher Arbeit. Der Nobelpreisträger und Ökonom Joseph Stiglitz warnte: “Wenn wir Wissenschaft vollständig den Marktmechanismen überlassen, riskieren wir, dass nur noch das erforscht wird, was kurzfristig profitabel erscheint.”
Auch die Frage der Zugänglichkeit müssen wir ernst nehmen. Während DeSci theoretisch inklusiver sein sollte, könnte es in der Praxis neue Barrieren schaffen. Nicht jeder hat Zugang zu stabiler Internetverbindung oder die technischen Kenntnisse, um an dezentralen Plattformen teilzunehmen. Das gilt besonders für Forscher in Entwicklungsländern.
Diese Herausforderungen bedeuten nicht, dass DeSci zum Scheitern verurteilt ist – aber sie zeigen, dass wir einen nüchternen und realistischen Blick auf die Entwicklung dieser Bewegung brauchen.
DeSci in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen
Dezentrale Wissenschaft in der Biomedizin und Pharmaforschung
Die Biomedizin war eine der ersten Disziplinen, die das Potenzial von Decentralized Science erkannte. Und das ist kein Zufall: Die Probleme des traditionellen Systems sind hier besonders akut.
Die Entwicklung eines neuen Medikaments kostet heute durchschnittlich 2,6 Milliarden Dollar und dauert 10-15 Jahre. Ein großer Teil dieser Kosten entsteht durch ineffiziente Prozesse, doppelte Forschung und gescheiterte klinische Studien. DeSci könnte hier einen massiven Unterschied machen.
Nehmen wir das Beispiel dezentraler klinischer Studien. Statt dass Patienten regelmäßig in ein Studienzentrum fahren müssen, könnten sie Daten über ihr Smartphone oder Wearables teilen, die direkt in eine Blockchain-gesicherte Datenbank fließen. Das macht Studien nicht nur billiger, sondern auch zugänglicher für Menschen, die weit entfernt von medizinischen Zentren leben.
Besonders spannend ist der Bereich der Orphan Diseases – seltenen Krankheiten, die oft von der pharmazeutischen Industrie vernachlässigt werden, weil der Markt zu klein erscheint. Hier haben sich mehrere DeSci-DAOs gebildet, in denen Patienten, Angehörige und Wissenschaftler gemeinsam Forschung finanzieren und vorantreiben.
Ein bewegendes Beispiel ist Cure Rare Disease, eine Organisation, die DeSci-Methoden nutzt, um personalisierte Gentherapien für ultra-seltene genetische Erkrankungen zu entwickeln. Ihr Gründer, Rich Horgan, startete die Initiative, nachdem bei seinem Bruder Terry die tödliche Duchenne-Muskeldystrophie diagnostiziert wurde – eine Krankheit, für die es keine zugelassene Behandlung gibt.
Die beschleunigte Medikamentenentwicklung durch offene Forschungsprotokolle ist ein weiterer Hoffnungsträger. Das Open Source Malaria Consortium verwendet DeSci-Prinzipien, um Malaria-Medikamente zu entwickeln – ohne Patente, mit vollständig transparenten Protokollen und unter Beteiligung von Forschern aus aller Welt.
DeSci in den Umweltwissenschaften und Klimaforschung
Die Klimakrise erfordert dringend globale Zusammenarbeit und transparente Daten. Auch hier kann dezentrale Wissenschaft ihre Stärken ausspielen.
Man könnte kostengünstige Sensoren an Menschen in unterschiedlichen Regionen verteilen, die Luftqualität, Temperatur und andere Umweltdaten messen. Diese fließen in eine öffentliche Blockchain-Datenbank ein und schaffen so ein viel dichteres Messnetz, als es mit traditionellen Methoden möglich wäre.
Transparent nachvollziehbare Klimamodelle sind ein weiterer Anwendungsfall. Traditionelle Klimamodelle sind oft komplexe Blackboxes, deren Annahmen und Berechnungen für Außenstehende schwer zu überprüfen sind. DeSci-Ansätze machen diese Modelle transparenter und reproduzierbarer, was das Vertrauen in Klimaprognosen stärken könnte.
Community-getriebene Umweltlösungen entstehen ebenfalls im DeSci-Raum. Ein faszinierendes Beispiel ist “RegenNetwork”, das lokale Gemeinschaften dafür belohnt, dass sie Ökosysteme wiederherstellen und schützen. Die Belohnungen werden in Form von Tokens ausgegeben, die den ökologischen Wert der Maßnahmen repräsentieren.
Dezentrale Ansätze in den Sozial- und Geisteswissenschaften
Auch in den Sozial- und Geisteswissenschaften eröffnet DeSci neue Horizonte. Diese Fächer leiden oft besonders unter Unterfinanzierung und geringer öffentlicher Aufmerksamkeit.
Unabhängige Forschung wird durch DeSci-Modelle zugänglicher. Ein Kunsthistoriker muss nicht mehr zwingend eine Universitätsstelle haben, um seine Forschung zu finanzieren und zu veröffentlichen. Über DeSci-Plattformen kann er direkt an eine interessierte Community appellieren.
Demokratisierung von Umfragen und Datensammlungen ist ein weiterer Bereich mit großem Potenzial. Traditionelle Umfragen sind teuer und oft auf bestimmte Regionen oder demographische Gruppen beschränkt. Mit dezentralen Ansätzen können globale Datensätze erstellt werden, die repräsentativer und umfassender sind.
Besonders faszinierend sind die Möglichkeiten für kulturelles Erbe auf der Blockchain. Ein Projekt könnte bedrohte historische Stätten und kulturelle Praktiken in 3D-Scans und detaillierten Beschreibungen dokumentieren, die unveränderlich auf einer Blockchain gespeichert werden. So bleibt dieses Wissen für zukünftige Generationen erhalten – selbst wenn die physischen Orte verloren gehen sollten.
Die Zukunft von DeSci – Wohin entwickelt sich dezentrale Wissenschaft?
Wie sehen wir die Zukunft der dezentralen Wissenschaft? Die Entwicklung ist natürlich nicht linear vorhersagbar, aber einige spannende Trends zeichnen sich bereits ab.
Die Integration von KI und dezentraler Wissenschaft könnte revolutionäre Auswirkungen haben. Stell dir vor, wie maschinelles Lernen riesige Mengen dezentral gespeicherter Forschungsdaten analysieren könnte, um Muster zu erkennen, die dem menschlichen Auge entgehen. Oder wie KI-Systeme bei der Peer-Review helfen könnten, indem sie Unstimmigkeiten in Methodik oder Ergebnissen aufspüren.
Das Skalierungspotenzial für globale wissenschaftliche Herausforderungen ist immens. Die großen Probleme unserer Zeit – Klimawandel, Pandemien, Antibiotikaresistenz – erfordern globale Zusammenarbeit jenseits von Landesgrenzen und Institutionen. DeSci bietet die Infrastruktur für solche kollaborativen Megaprojekte.
Während der COVID-19-Pandemie zeigte sich ein Vorgeschmack auf dieses Potenzial. Wissenschaftler aus aller Welt teilten Genomsequenzen des Virus in Echtzeit und entwickelten gemeinsam Testverfahren und Impfstoffe. Mit ausgereiften DeSci-Tools hätte dieser Prozess noch schneller und effizienter ablaufen können.
Neue Karrierewege für Wissenschaftler zeichnen sich ebenfalls ab. Anstatt vom nächsten befristeten Vertrag an einer Universität abhängig zu sein, könnten Forscher als “wissenschaftliche Entrepreneure” agieren – finanziert durch Token-Holder, die an ihre Arbeit glauben. Das könnte besonders für Wissenschaftler aus Regionen mit wenigen traditionellen Forschungseinrichtungen ein Game-Changer sein.
Die Vision einer vollständig dezentralisierten wissenschaftlichen Landschaft mag heute noch utopisch erscheinen, aber die ersten Bausteine werden bereits gesetzt. In zehn Jahren könnte ein bedeutender Teil der globalen Forschung auf dezentralen Plattformen stattfinden, mit transparenten Prozessen, community-basierter Finanzierung und offenen Ergebnissen.
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Mein Name ist Dennis Streichert. Als IT-Berater bei einem Softwareunternehmen bin ich sehr neugierig in Bezug auf Innovationen in der Informatik und benachbarten Bereichen. Es ist einfach spannend zu sehen, wie schnell Neuheiten auf den Markt kommen und welche Potenziale sich daraus ergeben.
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