Christoph Bergmann

Christoph Bergmann: Bitcoin-Blogger im Gespräch

Bitcoinblog.de-Blogger Christoph Bergmann im Interview: Was fasziniert ihn so am Thema Bitcoin und welche Risiken bergen sich hinter der Blockchain? Wie kann man diese Technologie ganz einfach erklären? Der Autor des umfangreichen Buches „Bitcoin: Die verrückte Geschichte vom Aufstieg eines neuen Geldes“ erzählt in diesem kurzweiligen Interview spannende Storys rund um diese Kryptowährung und gibt Tipps, wie man selbst Blockchain-Skills sammelt.

 

Hallo Christoph Bergmann. Magst du dich einmal kurz vorstellen?

Gerne. Christoph Bergmann, Jahrgang 81, Schwabe und studierter Historiker und Journalist. Ich war eigentlich als Wissenschaftsjournalist unterwegs, bevor ich Mitte 2013 auf Bitcoin gestoßen bin. Ab da an war es um mich geschehen und ich … – oh, wir sind schon in der nächsten Frage.

 

Wie bist du auf das Thema „Bitcoin“ gestoßen und was hat dich daran so fasziniert?

Auf Bitcoin gestoßen bin ich bei einer Internetrecherche, ich glaube, es war auf einer obskuren Internetseite über Xylit und die Verschwörung der Zahnärzte gegen die Zahngesundheit der Menschen. Manchmal kann es nützlich sein, Zahnschmerzen zu haben 🙂

Ich hatte schon zuvor, 2011, von Bitcoin gehört, und ich war auch fasziniert, hatte aber weder Zeit noch Geld, um mich tiefer damit zu beschäftigen. 2013 dachte ich dann:

„Wow, das gibt es noch immer, und Wow, das ist ja noch viel mehr wert als 2011.“

Dann habe ich mich eingelesen, immer weiter, durch Foren und Blogs, und ich wurde immer faszinierter. Ich glaube, am meisten hat mich begeistert, dass hier jemand die Dreistigkeit besaß, eine Währung zu gründen, und das auch noch dezentral aufzuziehen, so dass ein Staat sie nicht abschalten kann, selbst wenn er will.

Das, und die knappe Menge, was wirtschaftstheoretisch extrem interessant ist. Ich hatte sofort das Gefühl, dass es meine Pflicht als Journalist ist, da so nahe hinzugehen wie ich kann …

 

Wie kann man Bitcoin oder Blockchain in einfachen Worten einer Oma erklären 🙂 ?

Oh … das ist hart … Ich würde es mit einem Bild versuchen:

„Stell’ dir vor, eine Gruppe von Personen archiviert jede Ausgabe einer Tageszeitung. Wenn sie sich dann Briefe über vergangene Ereignisse schreiben, kann jeder nachprüfen, ob der andere die Wahrheit sagt, indem er in der Zeitung nachschlägt.

Bei Bitcoin funktioniert das so mit vergangenen Überweisungen von Geld: Jeder hat eine Liste mit der Transaktionshistorie auf seinem Computer, und mit der kann er prüfen, ob aktuelle Transaktionen gültig sind. Das ermöglicht es, Werte digital zu versenden, ohne dass man einen Mittelsmann wie eine Bank braucht. Und je weniger Mittelsmänner, desto besser!“

 

Alle reden von den Potenzialen, welche die Blockchain mit sich bringt. Gibt es auch Gefahren und Risiken?

Oh ja, nicht zu knapp.

Auf der einen Seite könnte ein echtes, anonymes digitales Bargeld Probleme für den Rechtsstaat mit sich bringen, etwa indem Steuereinnahmen austrocknen oder es unmöglich wird, Geldwäsche, Sozialbetrug und so weiter zu bekämpfen. Es gibt da einige Horrorszenarien …

Auf der anderen Seite könnte ein transparentes, nicht anonymes Blockchain-Geld dazu führen, dass unsere Geldströme noch gläserner werden, als sie heute schon sind, und dass eine noch grenzenlosere Massenüberwachung möglich wird. Es gibt viele Tendenzen bei Kryptowährungen, etwa einige Contracts auf Ethereum, die in eine sehr dystopische Richtung gehen, wie Black- oder Whitelists in ERC20-Contracts, oder ein Projekt, bei dem eine Adresse aus dem Scan einer Iris von Flüchtlingen in Jordanien gebildet wurde.

Im Grunde müssen Blockchains eine sinnvolle Mitte zwischen Anonymität und Transparenz finden, um der Welt Gutes zu tun, und das ist eine schwierige, aber wichtige Aufgabe.

 

Wie kann man sich als Neuling am besten Skills in diesem Bereich aufbauen, um zukünftig auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen zu haben?

Gute Bücher lesen, online recherchieren, ausprobieren, keine Scheu haben. Man sollte auf jeden Fall mit Bitcoins und Token auf Ethereum herumspielen, das ist nicht so teuer und auch nicht schwierig.

Kauft euch für 100 Euro Ether, überweist sie an das Metamask-Plugin, geht damit zu einer dezentralen Börse. Oder kauft euch ein Stückchen Bitcoin und bezahlt damit eine Pizza. Das kann jeder, aber viele Leute haben Hemmungen, weil sie meinen, es wäre total kompliziert. Ist es aber nicht. Bitcoins sind viel einfacher als etwa Kreditkarten.

Ansonsten hängt es davon ab, was man macht. Ein Informatiker hat Dutzende Möglichkeiten, mit Blockchains zu arbeiten, je nachdem, ob er eher fürs Web programmiert, oder mit harten Sprachen wie C++.

Wer dagegen etwas mit Medien macht, findet Dutzende von Krypto-Magazinen auf Deutsch und Englisch, für die er schreiben kann. Für Juristen und Steuerberater liegen in Kryptowährungen weiterhin spannende, ungelöste Aufgaben und große Verdienstchancen.

 

Christoph Bergmann, du hast das Buch „Bitcoin: Die verrückte Geschichte vom Aufstieg eines neuen Geldes“ geschrieben. Hier kannst du es gerne pitchen 😉

Danke! Ich wollte das Buch schreiben, das ich gerne zu Bitcoin gelesen hätte, aber das es noch nicht gab: Eines, das Bitcoin ganzheitlich begreift, als Technologie, ökonomische Disruption und politische Revolution – und das dem Fakt gerecht wird, dass Bitcoin die spannendste Story ist, die es derzeit gibt.

Also habe ich zwei Jahre lang daran geschrieben. Am Ende kamen 416 Seiten raus, die Bitcoin verständlich erklären, ökonomisch und politisch verorten, und nebenbei die vielen Geschichten erzählen, die Bitcoin so faszinierend machen.

Ich glaube, es lohnt sich, das zu lesen, und bisher habe ich auch nur sehr begeisterte Reaktionen bekommen. Es ist gut für Anfänger geeignet, aber auch interessant für Leute, die schon tief in der Materie stecken.

 

Was ist die verrückteste Geschichte, die im Bereich Bitcoin / Kryptowährungen passiert ist?

Oh, da könnte ich lange antworten. Ich mag das Mysterium zu Satoshi unheimlich. Das war schon immer interessant, wurde mit dem unschuldigen Rentner Dorian Nakamoto schon etwas schräg, aber hat völlig abgehoben, als der Faketoshi Craig Wright ins Spiel kam.

Mittlerweile haben wir so viele Schichten und Mythen, die von so vielen Personen und Gruppen aufgebaut wurden, dass die Wahrheit vermutlich für immer vergraben bleiben wird.

Ich stehe auch auf die vielen Darknet-Geschichten und Räuberpistolen: wie die DEA und das FBI die Silk Road schlossen und Ross Ulbricht verhaftet haben, und die US-Regierung plötzlich zum Besitzer der größten Bitcoin-Adresse überhaupt wurde.

Oder wie die deutsche und niederländische Polizei den Hansa-Market unterwandert hat, um durch Abschreckung das Darknet kleinzuhalten. Auch extrem spannend finde ich es, wenn man die Bewegungen von Walen auf der Blockchain verfolgt, ohne genau zu wissen, wer nun dahintersteckt.

Verrückt, aber im eher tragischen Sinne, waren die Exzesse des Blocksize-Streits, bei dem viele die ganzen Ideale, um die Bitcoin gebildet wurde, dafür aufgaben, um im Recht zu sein oder einem bestimmten Team anzugehören. Ich könnte noch so vieles mehr erzählen … aber ihr sollt ja auch einen Grund haben, mein Buch zu lesen.

 

Wo können die Leser meines Blogs dich Christoph Bergmann, finden?

Im Alltag findet man mich auf dem Bitcoinblog.de, auf Twitter und natürlich auf meiner Webseite zu meinem Buch über Bitcoin, wo man viele Infos dazu findet, etwa eine Leseprobe, und das Buch mit vielen Zahlungsmöglichkeiten kaufen kann: Bitcoin, Bitcoin Cash, Ether, Monero, Lightning, Banküberweisungen und PayPal.

 

Vielen Dank, Christoph Bergmann, für das Interview!